Wie geht es Frauen danach

Psychische Reaktionen auf einen Schwangerschaftsabbruch

„Wenn eine ungewollte Schwangerschaft eingetreten ist, gibt es keine psychisch schmerzfreie Lösung dieser Situation. Ein Abbruch kann möglicherweise zu Gefühlen von Bereuen, Schuld oder Verlust führen. Aber auch die Alternativen, wie erzwungene Heirat, Adoptionsfreigabe des Kindes oder die zusätzliche Belastung eines ungewollten Kindes in einer bereits angespannten Beziehung können zu psychischen Problemen für die Frau, das Kind und die Gesellschaft führen.“

Schwere psychische Reaktionen auf einen Abbruch sind selten. Auch Psychosen kommen nur in Ausnahmefällen, mit einer Häufigkeit von 0,3 bis 1,2 auf 1.000 legale Abbrüche vor. Es wurden viele Einzelfallberichte und anekdotische Erzählungen publiziert. Ihnen gemeinsam ist jedoch, daß es dabei keinen klaren Hinweis auf eine ursächliche Verbindung zu dem Abbruch gibt. Obwohl einzelne Frauen und ihre Familie durchaus mit einer überwältigenden emotionalen Antwort auf dieses Ereignis reagieren, kommt dies sehr selten vor.

In der Literatur wurden folgende Frauen als besonders gefährdet für eine negative Reaktion beschrieben, weshalb ihnen eine spezielle Nachbetreuung angeboten werden sollte: Frauen, welche
•  eine gewollte Schwangerschaft aus medizinischen Gründen abbrechen
•  in ihrer Entscheidung von ihrem Partner/den Eltern nicht unterstützt werden
•  gedrängt wurden eine Entscheidung zu treffen, die sie später bereuen
•  mit tiefen religiösen Überzeugungen in Konflikt kommen
•  generell unsicher sind ob sie schwierige Situationen meistern können
•  sich selbst die Schuld geben, daß sie schwanger geworden sind
•  die Entscheidung zum Abbruch erst im zweiten Trimenon treffen konnten
•  vorhergehende psychische Probleme hatten.

Die große Mehrheit der Frauen wird sowohl kurz nach einem Abbruch, als auch für einige Zeit danach, eine Mischung verschiedenster Gefühle haben, wobei jedoch eine positive Grundtendenz, im Sinne einer Erleichterung, vorherrscht.
Die Zeit der größten Belastung ist wahrscheinlich die Zeit, bevor die Entscheidung getroffen wurde.

Zusammengenommen ergibt sich aus den bisherigen Untersuchungen, daß ein legaler Abbruch einer ungewollten Schwangerschaft vor der 12. Woche für die meisten Frauen nicht zu einer psychischen Notsituation führt. Sie scheinen dieses Ereignis vielmehr gut zu bewältigen und ihr Leben normal weiterzuführen. Wie bereits im Journal der Amerikanischen Ärztevereinigung (JAMA) publiziert, gibt es derzeit keine glaubwürdigen Hinweise auf die Existenz des sogenannten „postabortion Syndroms.“

(aus: Henry David, Transnational Family Research Institut, Bethesda, USA, in Proceedings of the congress „Abortion Matters“, Amsterdam, 1995)

„Frauen die zwei Jahre zuvor einen medikamentösen Abbruch hatten, unterscheiden sich nicht von denjenigen, die einen chirurgischen Abbruch hatten.Weder in ihrer Gesundheit, noch in ihrer psychischen Verfassung, noch beüglich ihrer Familienplanung. Nahezu alle Frauen legten jedoch großen Wert auf die freie Wahlmöglichkeit zwischen beiden Methoden des Abbruchs.“

(Medical abortion or vacuum aspiration? Two year follow up of a patient preference trial. Br J Obstet Gynaecol 1997)

 

Neue Studie:
Decision Rightness and Emotional Responses to Abortion in the United States: A Longitudinal Study.

Rocca CH, Kimport K, Roberts S
CM, Gould H, Neuhaus J, Foster DG (2015) 
PLoS ONE 10(7): e0128832
www.plosone.org

Zusammenfassung:
 Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass Behauptungen, viele Frauen würden einen Schwangerschaftsabbruch bereuen, unbegründet sind.

Argumente, dass ein Schwangerschaftsabbruch negative psychische Auswirkungen hätte und Frauen einen Abbruch, für den sie sich bewusst entschieden haben, später bereuen würden, werden häufig vorgebracht, um die öffentliche Meinung zu beeinflussen und restriktive Gesetze zu beschließen. 
Frauen in dieser Studie waren überwiegend (95%) der Meinung, dass der Abbruch die richtige Entscheidung für sie war und zwar während der ganzen 3 Jahre nach dem Abbruch. Die Intensität der Gefühle zu dem Abbruch gingen im Laufe der Zeit zurück, das betraf sowohl die Erleichterung und Glücklichkeit nach dem Abbruch als auch allfällige negative Gefühle. 
Wichtig für das Erleben des Abbruchs waren soziale Faktoren: 
- Frauen, die noch in der Schule oder berufstätig waren, hatten eine überdurchschnittlich hohe Zufriedenheit mit ihrer Entscheidung. 
- Frauen, die Schwierigkeiten hatten eine Entscheidung bezüglich der ungewollten Schwangerschaft zu treffen oder wenn die vorliegende Schwangerschaft eigentlich gewollte war, hatten häufiger negative Gefühle. Wichtig war auch das Ergebnis, dass eine Stigmatisierung durch die Gesellschaft, sowie eine fehlende Unterstützung durch das soziale Umfeld mit einem negativen Erleben verbunden war.

Die Studie zeigt, dass negative Gefühle nach einem Abbruch davon abhängig sind, wie das soziale Umfeldes der Frau reagiert: ein starkes Stigma im Umfeld ruft auch bei der Frau stärkere negative Gefühle hervor. Andererseits führt eine soziale Unterstützung zu weniger negativen Gefühlen.

Schwangerschaftsabbruch: 
Entscheidungssicherheit und emotionale Reaktionen

Eine neue, prospektive Langzeitstudie zeigt: 95 Prozent der Frauen sind auch drei Jahre nach einem Abbruch sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.
Das zentrale Ergebnis der vorliegenden Langzeitstudie lautet: Sowohl unmittelbar nach dem Eingriff als auch drei Jahre danach bereuen 95% der Frauen den Eingriff nicht und sprechen von einer „richtigen Entscheidung“.
Lesen Sie hier die Rezension zur Studie, von Maga Petra Schweiger, Klinische Psychologin u. Gesundheitspsychologin
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