Steckbrief Mifegyne

Die Übersichtstabelle zur Mifegyne können Sie hier downloaden: file_pdf_smallpdf

Substanzname: Mifepriston (engl. Mifepristone)
Präparatname: Mifegyne®
Historischer Abriß: Die französische Fa. Russel-Uclaf hat ihren Schwerpunkt im Bereich von Hormonen; im Jahr 1980 entdecken ihre Wissenschaftler eine neue Substanz, der die fortlaufende Nummerierung RU 38 486 gegeben wird; unter Führung des Wissenschaftlers Dr. Etienne-Emile Baulieu wird die Substanz weiter untersucht und im Oktober 1988 in Frankreich zugelassen.
Hersteller: bis Herbst 1997: Fa. Russel-Uclaf (Frankreich), eine Tochtergesellschaft der Fa. Hoechst, Frankfurt;

seither ist die Fa. Exelgyn des früheren Geschäftsführers von Russel-Uclaf, Dr. Sakiz, im Besitz der Rechte und vertreibt das Medikament, außer in den USA.

Von November 1999 bis zum Sommer 2000 hatte die deutsche Firma Femagen den Vertrieb für Deutschland, Österreich und Holland übernommen.

Zugelassen in: Frankreich (1988), Großbritannien (1991),

Schweden (1992), China (1988)

In Europa haben bisher etwa 500.000 Frauen dieses Präparat angewendet.

Die Fa. Russel-Uclaf hatte in keinem anderen Land um Zulassung angesucht.

Im Rahmen der gegenseitigen Anerkennung wurde die Zulassung in fast allen übrigen EU-Ländern ab 1. September 1999 erteilt. In Portugal wurde es sofort nach der Legalisierung des Abbruchs 2007 zugelassen und in Italien 2009. Weiterhin nicht zugelassen ist es in Irland, wo der Abbruch grundsätzlich verboten ist, bis auf sehr wenige Ausnahmen.

Pharmakologische Aspekte: – es handelt sich um ein Norethisteronderivat

– vollständige Resorption nach oraler Gabe
– max. Konzentration im Serum nach 1,35 Stunden
– in der Leber abgebaut
– Halbwertzeit ca. 18 Stunden
– Ausscheidung über den Stuhl
– die Elimination dauert etwa 6-7 Tage

– auch bei hohen Gaben bzw. langer Einnahme ist es gut verträglich

Pharmakologische Aspekte von Misoprostol – Markenname: Cytotec®/Cyprostol®

– oral anwendbares Prostaglandin

– rasche Resorption

– erste Uteruskontraktionen nach 15-30 min

– max. Konzentration im Serum nach 30 min

– Halbwertzeit 1,5 Stunden

– zu 70% über die Niere ausgeschieden

Wirkungsweise: Mifepriston ist ein Rezeptorenblocker des weiblichen Geschlechtshormones Progesteron; 2-10 fach höhere Affinität als Progesteron; und es erhöht die Empfindlichkeit des Uterus auf Prostaglandin;

Ferner blockiert es auch den Cortisonrezeptor; dreifach höhere Affinität als Dexamethason;

(entsprechende Medikamente für andere Hormone werden seit vielen Jahren angewendet, z.B. Antiöstrogene bei Brustkrebs.)

Zur Aufrechterhaltung einer Schwangerschaft ist die Wirkung des Gelbkörperhormons Progesteron von Beginn an unabdingbar.

(So wird auch die Menstruationsblutung durch einen „Produktionsstop“ von Progesteron ausgelöst.)

Prog. entfaltet seine Wirkung, indem es sich an einen Rezeptor bindet, ähnlich dem Schlüssel – Schloß – Prinzip. Mifepriston blockiert die Rezeptoren für Progesteron, ohne jedoch eine Wirkung hervorzurufen. Das vorhandene Progesteron kann also nicht mehr wirken. Die Folge ist eine künstlich ausgelöste Regelblutung.

Um die Ausstoßung des Fruchtsackes sicherzustellen, wird zusätzlich das Hormon Prostaglandin verabreicht, meist Misoprostol als Tablette oder seltener Gemeprost als Scheidenzäpfchen. Prostaglandine bewirken u.a. Kontraktionen der Gebärmutter und ein Öffnen des Muttermundes und spielen bei der Regelblutung und der Geburt eine wichtige Rolle.

Anwendungs-gebiete: zugelassen ist Mifegyne in den genannten Ländern für:

  • freiwilligen Schwangerschaftsabbruch in Frankreich bis 49 Tage nach dem ersten Tag der letzten Regelblutung (Großbritannien und Schweden bis 63 Tage) in Kombination mit einem Prostaglandin
  • zur Eröffnung des Muttermundes vor einem chir. Abbruch
  • medizinisch begründetem Schwangerschaftsabbruch auch nach dem 49. bzw. 63. Tag
  • Wehenauslösung bei intrauterinem Fruchttod
  • freiwilligen Schwangerschaftsabbruch bis 63 Tage nach dem ersten Tag der letzten Regelblutung in Kombination mit einem Prostaglandin … medizinisch begründetem Schwangerschaftsabbruch auch nach dem 63. Tag
Erfolgsrate: 95 – 98%; in den wenigen Fällen, in denen die Schwangerschaft nicht ausgestoßen wurde, wird ein chirurgischer Schwangerschaftsabbruch mittels Absaugung durchgeführt
weitere Anwendungs-gebiete (derzeit im Stadium von klinischen Studien): • als Verhütungsmittel entweder in der Mitte des Zyklus, um den Eisprung zu verhindern oder zum Zeitpunkt der erwarteten Regel, um eine Blutung auszulösen oder als „Pille danach“ bis zu 72 Stunden nach einem ungeschützten Verkehr
• bei Myom (gutartige Knoten in der Gebärmutter)

• Endometriose (Wachstum von Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter)
• bei einer bestimmten Art von Brustkrebs
• bei Meningeom (eine Art von Gehirntumor)
• Cushing Syndrom (eine Hormonüberproduktion)